Statements
aus Klaus Dermutz: Peter Zadek His Way
Drei Bemerkungen zum Theater des Peter Zadek
I
Peter Zadek ist der Regisseur, dem ich meine frühesten Theatererlebnisse verdanke. Er ist der Regisseur, der in mir den Wunsch geweckt hat, selbst Regisseur zu werden. Er ist der einzige Regisseur, dem ich je auf Proben zugesehen habe, und bis zum heutigen Tag ist er der einzige Regisseur, dessen Inszenierungen ich ausnahmslos verfolge. Kurz und gut, Peter Zadek ist für mich nicht nur irgendein wunderbarer Regisseur, sondern der Regisseur, um nicht zu sagen, Regie schlechthin.
Was kann man von Peter Zadek lernen? Auf seinen Proben: Nichts und alles. Viele haben bei ihm nichts gelernt, weil es eine Methode Zadek nicht gibt, und es ist ja nicht ganz zufällig, dass Peter Zadek, wie nahezu alle großen Nachkriegsregisseure, keinen Meisterschüler gefunden hat, niemanden, der seine Arbeit fortsetzt (nur Fehling fand in Noelte noch einen Schüler). Einen Meisterschüler hat er nicht. Diejenigen, die in den siebziger und achtziger Jahren seine Arbeit imitieren wollten, sind alle untergegangen.
Als ich 1986 – damals war ich noch Regiestudent an der Otto-Falckenberg-Schule – zu Peter Zadek ans Deutsche Schauspielhaus Hamburg kam, glaubte ich, bei ihm lernen zu können, wie man Regie führt. Ich habe es natürlich nicht gelernt. Ich habe es auf die wunderbarste Weise nicht gelernt. Was man bei Peter Zadek lernen kann, ist, dass man ihn und seine Arbeit nicht imitieren kann. Er ist einzigartig und seine Arbeitsweise ist nicht übertragbar (auch wenn er das vielleicht denkt). Seine Arbeitsweise ist tief in seinem Menschsein, in seinem seelischen Erleben, in seiner Sensibilität verwurzelt, und darum kann man bei Peter Zadek alles lernen. Man kann lernen, sich selbst zu entdecken. Man kann lernen, dass man nicht sein und inszenieren kann wie ein anderer Man kann lernen, unverstellt zu sein. In diesem Sinne habe ich bei Peter Zadek viel, wenn nicht alles gelernt.
II
Kein anderer Regisseur hat soviel wunderbare, komische, seltsame Schauspieler um sich geschart, den einzigartigen Zadek-Zirkus: Ilse Ritter, Eva Mattes und Jutta Hoffmann, die Sukowa, die Zech und Suse Lothar, der Wal Wildgruber, Hermann Lause, Uwe Bohm und Voss, Tukur, Angela Winkler, die Düringer.
III
Ab und an scheitert selbst Zadek – so schön und entspannt wie niemand sonst.